Zum Glück gibt es in Oban, der letzten Station unserer Reise, noch ein Distillery, in der wir ebenfalls die Standardtour buchten. Wie die meisten Standardtouren von Diageo ist auch diese sehr auf den Tourismus ausgelegt. Trotzdem gab es ein kleines Extra, nämlich eine Fassprobe eines 11-Jährigen aus einem Bourbonfass, der die salzig fruchtigen und karamelligen Noten unterstrich, die man in den Abfüllungen von Oban finden kann.
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Warehouse Tasting bei Bruichladdich, April 2017
Zu Bruichladdich habe ich ein besonderes Verhältnis, deshalb buchten wir auch hier ein Warehouse Tasting. Als wir das Warehouse betraten, lagen die drei unterschiedlichen Fässer schon bereit, um den Inhalt zu verkosten. Frazer, unser Guide, füllte die Gläser als erstes mit einen 89iger Bruichladdich aus einem Bourbon Cask. Als zweites gab es einen 2003er Port Charlotte aus einem Sherry Cask, und der dritte war ein 2005er Octomore aus einem Bourbon Cask. Während der Verkostung kamen wir so ins Reden über Fussball, Gott und die Welt und auch über Whisky. Es war ein sehr kurzweiliges Tasting mit ein paar Experimenten in Physik und Chemie über das Thema Kältefiltration.
Nach dem Tasting ging es noch in den Shop, um sich die eigenen Flaschen abzufüllen oder um den Gin mit Tonic und verschiedenen Sirupen zu verkosten.
Caol Ila Cask Strength Experience
Wir hatten das Vergnügen, am ersten Cask Strength Experience Tasting bei Caol Ila teilzunehmen. Die Tour startete mit einem Rundgang durch die Distillery und endete in der alten Cooperage, wo das Tasting stattfand. Für das Tasting war noch nicht alles perfekt, die Zollbehörden hatten erst zwei der vier Fässer freigegeben, aber Bill, unser Guide, hatte dafür auch ein paar leckere Alternativen ins Glas gezaubert: einen 17-jährigen Unpeated, die Distillery-only-Abfüllung von 2007 und das letztjährige Feis Ile Bottling. Die beiden Fässer, aus denen wir probierten durften, beherbergten einen sensationellen 11-Jährigen aus einem 1st Fill Bourbon Cask und einen 28-jährigen Whisky aus einen Sherry-Fass. Dieser war ein leckerer Sherry Malt, dem die typischen Coal-Ila-Merkmale fehlten und der deshalb auch vom Nachbarn Bunnahahain hätte stammen können, wie Bill anmerkte.
Es war ein sehr gelungenes erstes Cask Strength Expirience Tasting, das ich auf alle Fälle nochmal besuchen werde, da es eine Alternative zum Warehouse Tasting bei Lagavulin ist.
Interessant waren auch die Hintergrundinformationen zu Caol Ila, die nur 15% ihres Malts als Caol Ila verkaufen, der Rest wandert in diverse Blends.
Eine Stippvisite auf der Nachbarinsel – Jura
Wie wir in Tarbert im West Coast Whisky Shop erfahren haben, wird auf Jura neben Whisky auch noch Gin hergestellt. Die Gin-Brennerei liegt in Ardlussa, der Name des Gins lautet Lussa Gin.
Bei strömendem Regen starteten wir die Tour de Jura, um nach Ardlussa zu fahren und die dortige Gin-Brennerei aufzusuchen. Diese liegt am nördlichen Ende von Jura, von dort aus führen keine befahrbaren Strassen weiter. In Ardlussa angekommen konnten wir die Brennerei trotz der Hilfe der Einheimischen nicht finden. (Zum Glück gab es den Gin in Bowmore zu kaufen.) Entäuscht machten wir uns auf den Rückweg und stoppten bei der Jura Distillery, wo wir eine Standardtour buchten. Unser Guide erklärte die Besonderheiten von Jura, die durch die Insellage bestimmt sind. Nach der ausführlichen Tour durften wir uns durch die Standardrange vom Jura probieren.
Nach der Tour riss die Wolkendecke auf, und wir hatten auf der Überfahrt nach Islay den schönsten Tag, der in Ballygrant Inn (Whiskybar des Jahres 2015 in Schottland) bei Tee und Whisky ausklang.
Warehouse Tasting bei Lagavulin, März 2017
Für die Woche Islay hatten wir 3 Warehouse Tastings gebucht, das erste Tasting führte uns zu Lagavulin. Deren berühmtes Warehouse Tasting gehört mittlerweile zum Pflichtprogramm auf Islay. Das äusserst kurzweilige Tasting wird von Ian mit viel Witz und Charme moderiert. Neben den 5 Fassproben aus den bereitgestellten Fässern gab es das Islay Jazz Festival Bottling 2016 als Starter und als krönenden Abschluss noch eine Fassprobe aus einen 66er Bourbonfass. Ian hatte die etwa 15 Mann/Frau starke Gruppe relativ schnell in seinen Bann gezogen, indem er alte und neue Geschichten über Whisky, Islay und Lagavulin darbot, mittlerweile ist er von den Besuchern zur Legende erhoben, wie seine mit Stolz präsentierte Ehrentafel auswies.
Nach dem Tasting gab es noch einen Abstecher zu Ardbeg. Im Old Kiln Café wurde zu Mittag gegessen und auch die neue Committee-Abfüllung Kelpie konnte verköstigt werden. Leider mundete der Kelpie nicht wie erhofft, die sehr präsente Mokkanote, die alles andere verdeckte, und eine Bitterkeit störten den Gesamteindruck. Da kann Shorty nur noch den Kopf in den Sand stecken.
Unsere Frühjahrstour 2017 nach Schottland stand ganz im Zeichen des Whiskies, es ging nach Islay.
Die erste Station auf dem Weg von Edinburgh nach Kennacraig führte uns nach Deanston, um der dortigen Distillery einen Besuch abzustatten. Deanston war ursprünglich eine Baumwollspinnerei, bevor sie in den 1960er Jahren in eine Destille umgebaut wurde. Wir hatten noch Zeit, bevor die Standardtour begann, deshalb genossen wir noch einen Tee im Café des Visitor Centers. Da wir nur zu zweit waren, war die Tour kurzweilig und Brian, unser Guide, nahm sich Zeit, die Fragen ausführlich zu beantworten. Neben dem eigenen Wasserkraftwerk war das Warehouse besonders interessant, da dieses von bis zu einem Meter dicken Mauern geschützt ist und ein Fass mit den Unterschriften der Darstellern des Film „Angels Share“ beherbergt. (Dieser Film wurde teilweise in Deanston gedreht.)
Es war mal wieder Schottland angesagt, diesesmal standen die Hebrideninseln Skye und Harris im Mittelpunkt unserer Ferien.
Auf Skye sind wir im Roskhill House in der Nähe von Dunvegan untergekommen. Ein schönes B&B mit grossem Zimmer und leckerem Frühstück.
Skye präsentierte einmal mehr wie erwartet, von Sonnenschein und bestem Spätsommerwetter über Grau-in-Grau bis zu Sturm und Regen. Neben der wundervollen Landschaft, Burgen und Gärten (Dunvegan Castle und Armadale Castle) gibt es auch 2 Distilleries, Talisker und die in Bau befindliche Torabhaig.
Eine Abstecher wert sind neben dem Stein Inn, dort hatten wir einen göttlichen 1971er Longmorn von Gordon MacPhail, auch der Shilasdair Yarnshop, dort färbt man die Wolle mit den auf pflanzlicher Basis hergestellten Farbstoffen selbst ein.
Auf Harris logierten wir im Beach House, das direkt am Meer gelegen ist. Von da aus hat man einen grandiosen Blick über die Bucht nach Luskentyre. Wir genossen Harris in ganzen Zügen, die Ruhe, das Licht, die Farben und das Wetter, da konnten uns Sturm und Regen oder eine defekte Fähre nichts anhaben.
Hier noch ein paar Bilder.
Talisker
Impressionen von Skye
Impressionen von Harris
Die 2. Destille in unserem Urlaub, die wir noch nicht kannten und von der wir auch bisher noch keinen Whisky probieren durften, ist Royal Lochnagar. Diese Distillery liegt in der Deeside unweit vom Balmoral Castle.
Für Friends of Classic Malts sind die Standardtouren bei den Diageo Distilleries kostenlos, wir buchten die Tour mit einem zusätzlichen Dram der Distillery-only-Abfüllung.
Ein 5-minütiger Film informierte zum Auftakt über Royal Lochnagar. Anschliessend fand die Führung durch die Destille statt, die für Diageo-Verhältnisse, dank des Guides, sehr unterhaltsam und informativ war. Royal Lochnagar ist die Ausbildungsdestille für Diageo-Mitarbeiter, da alle Prozesse von Menschen gesteuert werden. Leider ist das Fotografieren in den Räumen verboten. Das anschliessende Tasting des 12-Jährigen und der Distillery-only-Abfüllung hat gezeigt, dass auch No-name-Distilleries brauchbaren Whisky herstellen können. Die Distillery-only-Abfüllung ist trotz NAS (no age statement) durch die hauptsächliche Verwendung von Fässern aus europäischer Eiche sogar lecker genug gewesen, dass eine Flasche davon mit nach Hause durfte.
Gut ein Jahr nach der Eröffnung der Isle of Harris Distillery hatten wir in unseren Ferien die Gelegenheit, die Distillery zu besuchen.
Es ist ratsam, die Tour im voraus zu buchen, da maximal 10 Personen pro Tour mitgenommen werden und auch Ende September ein grösserer Andrang herrschte.
Bei der Ankunft präsentierte sich die Distillery als ein architektonisch klar strukturierter, funktionaler und moderner Gebäudekomplex, der direkt im Hafen von Tarbert gelegen ist.
Nach dem Betreten der Distillery kommt man in einen hellen und warmen Verkaufsraum mit offenem Kamin.
Da wir noch Zeit hatten bis zum Tourstart, haben wir die Kantine aufgesucht und Tee und Kuchen genossen.
Die Tour startete eher ungewöhnlich, nämlich mit der Verkostung des leicht getorften und fruchtigen New Spirits und eines Konzeptwhiskys, der den Geschmack des entstehenden Whiskys darstellen soll. Dieser Konzeptwhisky ist ein Blend aus 3 verschiedenen Whiskys, dessen Geschmack mich an die leicht rauchigen Blends von Compass Box erinnert, bei denen Clynelish und Caol Ila die Hauptkomponenten sind. Leider wird die Rezeptur nicht verraten. Danach wird der Herstellungsprozess von Whisky sehr anschaulich anhand der Ausstellungsstücke im Ausstellungstisch erläutert und wie die gewünschten Geschmacksrichtungen erreicht werden sollen. Ein besonderes Schmankerl sind die verschiedenen „Jellybeans“ aus den Vorratsbehältern, die ebenfalls die verschiedenen Geschmacksrichtungen darstellen. So kann man sich sein eigenes „Whiskyprofil“ zusammenstellen.
Die Herstellung des hauseigenen Gins und die anschliessende Verkostung der Kräuter und natürlich des Gins werden ebenfalls sehr detailliert erklärt.
Nach dem theoretischen Teil ging es in die Produktion, um die Prozesse direkt vor Ort zu besichtigen. Auch die Produktion ist modern und durchgestylt, wie am Spiritsafe ersichtlich ist. Die Stills sind ebenfalls besonders, da sie nicht in Schottland, sondern in Italien hergestellt worden sind. Der nächste Weg führte ins Warehouse, wo ich nach den beiden Fässer suchte, bei denen ich Miteigentümer bin, und sie auch fand. Leider ist im Warehouse und in der angeschlossenen Abfüllung das Fotografieren verboten.
Die Harris Distillery ist eine gut geplante, strukturierte Destille, die, ähnlich wie Bruichladdich, die soziale Verantwortung für Harris in den Vordergrund stellt.
Kurztrip in die Hauptstadt Schottlands
Ein Besuch von Edinburgh war schon lange geplant und die passende Gelegenheit fand sich auch, das Edinburgh Yarn Festival 2016 (das ist sowas wie Limburg für Whisky, genauso überlaufen, aber alles dreht sich um Wolle). Wir übernachteten im Victorian Town House in der Nähe von Haymarket, von dort ist es ein Katzensprung in die New Town und weiter zur Old Town.
Auch ein Abstecher nach Leith und der Besuch der Scotch Malt Whisky Society standen auf unserem Programm, wo wir uns mit anderen Whiskyfreunden zu ein paar Drams verabredeten.